Suchoptionen
Startseite Medien Wissenswertes Forschung und Publikationen Statistiken Geldpolitik Der Euro Zahlungsverkehr und Märkte Karriere
Vorschläge
Sortieren nach

Der Euro: treibende Kraft in einem globalisierten Finanzsystem

Eugenio Domingo Solans Mitglied des EZB-Rats und des EZB-Direktoriums

Diese Rede wurde am 11. November 2002 vor der Offiziellen Spanisch-Schweizerischen Handelskammer in Zürich gehalten.

Einleitung

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist mir ein Vergnügen, an einer Veranstaltung der Offiziellen Spanisch-Schweizerischen Handelskammer teilzunehmen. Ich danke Ihnen für die Einladung.

Hier in Zürich, d. h. außerhalb des Eurogebiets, und bei einer Veranstaltung einer internationalen Handelskammer, scheint mir die Rolle des Euro in einem globalisierten Finanzsystem ein passendes Thema für meine Rede zu sein. Eine Möglichkeit, diese Rolle zu erklären, besteht darin, die internationale Rolle des Euro näher zu beleuchten. Hierbei sollte nicht vergessen werden, dass unsere Zentralbank und unsere Währung noch recht jung sind; auch das Erbe, das diese von den nationalen Zentralbanken des Eurosystems und deren Währungen übernommen haben, sollte dabei berücksichtigt werden.

Im Juni 2003 werden die Europäische Zentralbank (EZB) und das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) fünf Jahre alt. Da nicht alle Mitgliedstaaten des ESZB den Euro eingeführt haben, musste ein neuer Begriff geschaffen werden, der die EZB und die Zentralbanken der EU-Mitgliedstaaten bezeichnet, die den Euro als ihre Währung eingeführt haben und an den Entscheidungen über die gemeinsame Geldpolitik des Eurogebiets und hiermit verbundenen Fragestellungen beteiligt sind: dieser neue Begriff, den ich bereits zuvor verwendet habe, lautet "Eurosystem". Somit ist das Eurosystem de facto die Zentralbank des Eurogebiets, die für den Euro und die einheitliche Geldpolitik zuständig ist.

Fünf Jahre sind in der normalen Entwicklung einer Zentralbank eine sehr kurze Zeitspanne. So nahm z. B. die Zentralbank der Schweizerischen Eidgenossenschaft, die Schweizerische Nationalbank, 1907 ihre Arbeit auf, um eine Geldpolitik zu betreiben, die dem Gesamtinteresse des Landes dient. Dieses Ziel ist auch in Artikel 99 der Eidgenössischen Verfassung verankert. Der Banco de España, um ein weiteres Beispiel zu nennen, wurde 1782 unter dem Namen Banco de San Carlos gegründet und existiert somit bereits seit über zwei Jahrhunderten. Trotzdem ist das Eurosystem in weniger als fünf Jahren zu einer voll entwickelten Zentralbank geworden, die eine stabilitätsorientierte Geldpolitik formuliert und umsetzt, ein effizientes Zahlungssystem betreibt und die zweitwichtigste Währung der Weltwirtschaft geschaffen und entwickelt hat.

Ein entscheidender Schritt in Richtung einer voll entwickelten Zentralbank für das Eurogebiet wurde dieses Jahr mit der Einführung der Euro-Banknoten und -Münzen in den zwölf Ländern des Systems getan. Dies stellte in der Tat eine höchst schwierige logistische Aufgabe dar, die jedoch, dank des bemerkenswerten Einsatzes aller beteiligten fachlichen Stellen und natürlich durch die Akzeptanz und in einigen Fällen sogar Begeisterung der europäischen Öffentlichkeit, schließlich erfolgreich bewältigt wurde. Ich freue mich übrigens, dass die Euro-Banknoten und -Münzen in den Nachbarländern, wie z. B. der Schweiz, in der Regel akzeptiert werden. Die Akzeptanz der Euro-Banknoten und -Münzen ist der greifbarste Beweis für den Erfolg des Eurosystems. Die Bedeutung der gemeinsamen Euro-Banknoten und -Münzen als Katalysator für die wirtschaftliche, aber auch die soziale Integration Europas sollte nicht geschmälert oder unterschätzt werden. Durch die Euro-Banknoten und -Münzen wurde die Rolle als internationale Währung, die der Euro seit dem 1. Januar 1999 spielt, noch gestärkt.

Grundlegende Faktoren der internationalen Rolle des Euro

In einem globalisierten Finanzsystem ist die Existenz einer neuen internationalen Währung von größter Bedeutung. Das Eurogebiet als Ganzes trägt zur wirtschaftlichen und finanziellen Stabilität bei. Die Tatsache, dass der Euro vier Jahre nach seiner Einführung an den internationalen Märkten und in der Wechselkurspolitik etlicher Länder häufig verwendet wird, bedeutet, dass das Euro-Währungsgebiet in die übrige Welt Stabilität "exportiert". Das Eurosystem, seine Geldpolitik und die sich daraus ergebende Stabilität des Euro stellen einen starken Motor, einen Katalysator, dar, der die wirtschaftliche und finanzielle Integration der Weltwirtschaft vorangetrieben hat.

Nach der Analyse der Fakten und Zahlen kommen wir zunächst zu dem allgemeinen Schluss, dass die internationale Bedeutung des Euro allmählich und ständig zunimmt. Zwar muss man die wichtige Tatsache berücksichtigen, dass sich die internationale Rolle des Euro von der Rolle ableitet, die zuvor einige der nationalen Währungen der Länder des Eurogebiets – insbesondere die Deutsche Mark und der Französische Franc – auf internationaler Ebene gespielt haben; dennoch ist bei unserer Währung eine anhaltende, stabile Tendenz zu einer stärkeren Internationalisierung zu erkennen.

Die zunehmende internationale Bedeutung des Euro hat einen gewissen Einfluss auf die Geldpolitik des Eurosystems. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die Geldpolitik der EZB auf einer recht flexiblen Strategie beruht, die auch der internationalen Bedeutung des Euro gerecht wird. Daher ist das Ziel, den Euro zu einer Weltwährung zu machen, ein weiterer Grund, geldpolitische Entscheidungen auf der Basis flexibler Kriterien zu treffen und die Inflexibilität einer auf Regeln aufbauenden Strategie zu vermeiden.

Unbedingt klarzustellen ist hierbei, dass die zunehmende internationale Bedeutung des Euro nicht auf ein politisches Ziel zurückzuführen ist, das sich die EZB gesetzt hat. Die EZB nimmt gegenüber der Internationalisierung ihrer Währung eine neutrale Haltung ein, was bedeutet, dass sie diesen Prozess weder unterstützt noch behindert. Vielmehr erkennt sie an, dass die internationale Rolle des Euro hauptsächlich durch die Entscheidungen der Marktteilnehmer vor dem Hintergrund einer zunehmenden Marktintegration und Liberalisierung auf internationaler Ebene bestimmt wird.

Der Euro erfüllt die notwendigen Voraussetzungen, um eine führende internationale Währung zu werden, die neben dem US-Dollar existiert und nicht mit diesem konkurriert. Die Weltwirtschaft bietet Raum für beide Währungen. Zwei grundlegende Faktoren bestimmen, ob eine Währung zu einer internationalen Währung wird: geringes Risiko und weite Verbreitung. Der Faktor des geringen Risikos ist abhängig von dem Vertrauen, das der Währung und der entsprechenden Zentralbank entgegen gebracht wird; dieses Vertrauen wiederum hängt hauptsächlich von der internen und externen Stabilität der Währung ab. Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen dem Faktor des geringen Risikos und der Diversifizierung der internationalen Währungen, da Diversifizierung ein Mittel zur Reduktion des Gesamtrisikos ist; sie wirkt wie eine Zentrifugalkraft oder ein Streuungsfaktor. Im Gegensatz dazu steht der Faktor der weiten Verbreitung in Zusammenhang mit der entsprechenden wirtschaftlichen, finanziellen und demographischen Bedeutung des Gebiets, in dem die Währung gesetzliches Zahlungsmittel ist – mit anderen Worten, dem "Habitat" der Währung. Der Faktor der weiten Verbreitung begünstigt im Allgemeinen eine Konzentration auf wenige internationale Schlüsselwährungen. Er kann als Zentripetalkraft angesehen werden, als ein selektiver Faktor, der einen sich selbst verstärkenden positiven Prozess in Gang setzen kann; dieser führt dann tendenziell zur verstärkten Verwendung des Euro als internationaler Währung. Lassen Sie uns nun diese beiden Faktoren genauer betrachten.

Beim ersten Faktor, dem geringen Risiko, geht es um Glaubwürdigkeit und Stabilität. Die Stabilität des Euro hat bei der EZB Priorität. Abgesehen von den wirtschaftlichen, finanziellen und demographischen Aspekten des Eurogebiets ist der wichtigste Faktor für die Bedeutung des Euro als weit verbreiteter Währung in der Weltwirtschaft zweifellos die Stabilität der neuen Währung, die als Mittel zur Aufrechterhaltung ihrer Kaufkraft verstanden wird.

Stabilität ist die Grundvoraussetzung für eine gute Währung. Dies ist es, was wir bei der EZB für den Euro angestrebt haben. Wir wollen einen stabilen Euro, und die Stabilität des Euro wird tendenziell dazu beitragen, dass er sich als feste Währung etabliert. Kennt jemand eine stabile Währung, die mittelfristig nicht auch zu einer festen Währung wird?

Die Stabilität des Euro bildet die Grundlage für das Vertrauen in die EZB und ihre Glaubwürdigkeit, ohne die eine führende internationale Rolle des Euro undenkbar wäre. Stabilität ist der Beweis für den Erfolg der Institution. Doch um glaubwürdig zu sein, reicht es nicht aus, dass die EZB die Stabilität gewährleistet. Es müssen noch weitere Parameter für ihre Tätigkeit mit einbezogen werden: Rechenschaftspflicht, Transparenz, Kommunikation usw.

Diese Parameter oder Bedingungen für die Glaubwürdigkeit des Euro sind sicherlich anspruchsvoll. Die Erfüllung dieser Bedingungen ist jedoch das Ziel von uns allen, die wir im Zusammenhang mit dem Funktionieren des Eurosystems Verantwortung tragen.

Der zweite Faktor, den wir den Faktor der weiten Verbreitung oder das Habitat des Euro genannt haben, ist wichtig, weil keine Währung – so stabil sie auch immer sein mag – ohne eine bestimmte kritische Masse internationale Bedeutung erlangen kann.

Die Bevölkerungs- und BIP-Zahlen des Eurogebiets (basierend auf Daten von 2000) veranschaulichen dies. Mit 305 Millionen hat das Eurogebiet mehr Einwohner als die USA (283 Millionen) und Japan (127 Millionen). Das BIP des Eurogebiets (6 572 Mrd EUR) dagegen beträgt 75 % des US-amerikanischen BIP und liegt um 225 % höher als das japanische BIP.

Wichtiger als die aktuellen Zahlen ist jedoch das Entwicklungspotenzial des Eurogebiets in Bezug auf die Einwohnerzahl und das BIP, wenn die noch nicht an der WWU teilnehmenden Länder Dänemark, Schweden und das Vereinigte Königreich sich dem Eurosystem anschließen.

Durch den Beitritt dieser Länder würde ein Währungsgebiet mit 379 Millionen Einwohnern entstehen, einer Einwohnerzahl, die diejenige der USA um 34 % übersteigen würde und fast drei Mal so hoch wäre wie diejenige von Japan, bei einem BIP von 8 188 Mrd EUR, das damit nur geringfügig unter dem BIP der USA liegen und 281 % des japanischen BIP betragen würde.

All diese Fakten und Zahlen, die die wirtschaftliche und demographische Bedeutung der Europäischen Union veranschaulichen, würden durch eine Osterweiterung noch verbessert, wenn die Beitrittsländer dem Euro-Währungsgebiet angehören. Bei der Betrachtung eines sowohl um die noch nicht an der WWU teilnehmenden Länder als auch um die zwölf Beitrittsländer erweiterten Euro-Währungsgebiets ergibt sich, ausgehend von den Daten von 2000, ein Wirtschaftsgebiet mit einem BIP von 9 070 Mrd EUR, was etwas über dem US-amerikanischen liegen würde und drei Mal so hoch wäre wie das japanische. Im Hinblick auf die Bevölkerung würde sich sogar eine noch größere Differenz ergeben, da das so entstandene Gebiet 484 Millionen Einwohner umfassen würde, was 159 % der Bevölkerung der USA und 381 % der Bevölkerung Japans entspräche.

Die Größe oder das Habitat einer Volkswirtschaft wird nicht nur von wirtschaftlichen und demographischen Faktoren bestimmt, sondern ist auch abhängig von der finanziellen Basis oder Bedeutung des Gebiets. Bei der Betrachtung der finanziellen Bedeutung des Eurogebiets ist zunächst zu beachten, dass die Aktienmärkte im Eurogebiet im Vergleich zu den USA eine untergeordnete Rolle spielen.

Hierdurch mag vielleicht der Eindruck entstehen, die finanzielle Bedeutung des Eurogebiets sei im Vergleich zu seiner wirtschaftlichen Bedeutung relativ gering, doch dies ist nicht der Fall. Der geringere Entwicklungsgrad der Kapitalmärkte wird durch ein höheres Maß an Bankaktiva ausgeglichen. Das bedeutet, dass die finanzielle Basis der realwirtschaftlichen Tätigkeit in Europa zum großen Teil auf der Funktion von Banken als Finanzintermediären beruht – übrigens auch ein Merkmal der japanischen Wirtschaft. So machen z. B. im Eurogebiet Bankkredite 136 % des BIP aus, in den USA hingegen sind es nur 104 %. Bei den Schuldverschreibungen verhält es sich umgekehrt: im Eurogebiet betragen sie 108 % des BIP, in den USA 162 %. Daher sind bei der Beurteilung der finanziellen Bedeutung Europas im Vergleich zu den USA und Japan einige (jedoch immer weniger) Unterschiede in der Finanzierung zu beachten.

Würde das Habitat des Euro auch auf das Vereinigte Königreich ausgedehnt, würde sich dies sicherlich auf den finanziellen Vergleich zwischen den USA und dem Eurogebiet auswirken. Zweifellos würde das Eurogebiet ebenso davon profitieren, wenn es den zweitgrößten Finanzmarkt der Welt mit einschließen würde, wie auch der zweitgrößte Finanzmarkt der Welt davon profitieren würde, die zweite Weltwährung einzuführen. In dieser Hinsicht würde ich sogar eine Vernunftehe befürworten: wenn schon nicht aus Liebe, dann wenigstens des Geldes wegen (!). Diese Metapher werde ich wohlweislich nicht auf den Züricher Finanzplatz anwenden, obwohl ich hoffe, dass im Falle der Schweiz die Gewichtung von Geld und Liebe einmal anders ausfallen wird.

Der Euro, die Geldpolitik der EZB und die Tätigkeit der EZB und des Eurosystems im Allgemeinen spielen bei der Integration der europäischen Finanzmärkte sowie aller Märkte insgesamt eine entscheidende Rolle. Der Euro übernimmt bei der wirtschaftlichen Integration Europas die Funktion eines Katalysators. Und eine stärkere Integration wird zu einer größeren wirtschaftlichen und finanziellen Bedeutung führen.

Die Verwendung des Euro an den Weltmärkten

Zur Beurteilung der internationalen Rolle des Euro können zwei ganz allgemeine Aspekte herangezogen werden. Erstens seine Verwendung an den Weltmärkten, d. h. Wertpapiermärkten, Devisenmärkten und Märkten für den Handel mit Waren und Dienstleistungen mit Ländern, die nicht zum Eurogebiet gehören. Zweitens die Verwendung des Euro in Drittländern, und zwar sowohl seitens der Behörden als Anker-, Reserve- und Interventionswährung für ihre Wechselkurspolitik als auch durch private Institutionen als Parallelwährung in Form von Bargeldbeständen oder Fremdwährungseinlagen.

An den internationalen Märkten für Schuldverschreibungen (d. h. ohne Berücksichtigung internationaler Aktienwerte, die statistisch nur in begrenzterem Maße erfasst sind) beträgt der Anteil der in Umlauf befindlichen Titel der von Gebietsfremden emittierten, auf Euro lautenden Instrumente insgesamt 29 %, im Vergleich zu 44 % für den US-Dollar und 13 % für den Japanischen Yen. Die hierzu vorliegenden Informationen deuten darauf hin, dass sich die Schere zwischen einem zunehmenden Euroanteil im Angebot internationaler Schuldverschreibungen und einem unveränderten – oder sogar leicht rückläufigen – Anteil an der Nachfrage nach diesen Wertpapieren außerhalb des Eurogebiets immer weiter öffnet. Dies gibt Anlass zu der Vermutung, dass die internationalen Emissionen in Euro in erheblichem und zunehmendem Maße von Investoren aus dem Eurogebiet aufgekauft werden. Gebietsfremde Emissionen gibt es hauptsächlich im übrigen Europa und in den USA, während Schwellenländer den Euro nur in begrenztem Umfang verwenden; eine Ausnahme bilden hierbei die Märkte in geographischer Nähe zur Europäischen Union.

Von Gebietsfremden in Euro emittierte Schuldverschreibungen machen 11 % der gesamten Emissionen an den Märkten für auf Euro lautende Schuldverschreibungen (im In- und Ausland) aus, während es beim US-Dollar 9 % und beim Japanischen Yen 6 % sind. Daraus schließe ich, dass relativ gesehen gebietsfremde Emittenten an den Märkten für Schuldverschreibungen in Euro aktiver sind als an den Märkten für Schuldverschreibungen in Dollar oder Yen.

Wenn wir uns nun von der Perspektive des Angebots der Perspektive der Nachfrage zuwenden, d. h. wenn wir nicht mehr die Verwendung des Euro durch die Emittenten an Märkten für Schuldverschreibungen betrachten, sondern die Verwendung des Euro durch die Wertpapierinhaber, kommen wir zu dem Schluss, dass der Anteil der Euro-Anleihen in direkt von US-amerikanischen Finanzinstituten verwalteten Portfolios unbedeutend ist, wohingegen dieser Anteil in den europäischen Volkswirtschaften, die nicht zum Eurogebiet gehören, erheblich ist (etwa 30 %). Hierbei spielt insbesondere London eine herausragende Rolle, da über die Hälfte des Freiverkehrhandels an Sekundärmärkten für internationale Anleihen mit Euro-Wertpapieren erfolgt.

An den Devisenmärkten ist der US-Dollar weiterhin weltweit die Leitwährung für Transaktionen zwischen fast allen Währungspaaren; ausgenommen hiervon sind einige skandinavische und osteuropäische Länder, in denen offensichtlich der Euro diese Rolle übernimmt. Tatsächlich beträgt der Anteil des Euro am weltweiten Kassahandel etwa 20 %; dieser Prozentsatz entspricht in etwa demjenigen, der in der Vergangenheit auf die Deutsche Mark entfiel. Im Swap-Geschäft ist der Anteil des Euro im Vergleich zur Deutschen Mark geringer geworden. Selbstverständlich ist bei der Einordnung dieser Tatsache auf jeden Fall zu bedenken, dass Geschäfte der zwölf Länder untereinander, die vorher Devisengeschäfte waren, mit der Einführung des Euro zu Inlandsgeschäften geworden sind.

Als Mitglieder einer internationalen Handelskammer wird es Sie sicherlich interessieren, dass aus den vorliegenden Daten ersichtlich ist, dass die Verwendung des Euro im Handel mit Waren und Dienstleistungen zwischen dem Eurogebiet und Ländern, die nicht der Währungsunion angehören, erheblich zugenommen hat, und zwar sowohl im Import als auch im Export. Die Daten zeigen, dass etwa die Hälfte des Außenhandels des Eurogebiets in Euro erfolgt.

Die internationale Verwendung des Euro durch die Behörden

Die Verwendung des Euro durch die Behörden in Ländern, die dem Euro-Währungsgebiet nicht angehören, als Anker-, Reserve- und Interventionswährung nimmt immer mehr zu. Etwa 50 Länder, deren Volkswirtschaften relativ unbedeutend sind und die sich zumeist in der Nähe des Eurogebiets befinden, verwenden den Euro in ihrem Wechselkurssystem. Diese Wechselkurssysteme umfassen: Euroisierung, entweder einseitig (Kosovo, Montenegro, Andorra) oder im Rahmen von Währungsabkommen (San Marino, Vatikanstadt, Monaco, Saint-Pierre-et-Miquelon, Mayotte); an den Euro gebundene Currency Boards (Bulgarien, Estland, Litauen, Bosnien-Herzegowina); Vereinbarungen zur Eurobindung (Gebiet des CFA-Franc, französische Überseegebiete, Kap Verde usw.); Vereinbarungen zur Bindung an einen Korb, in dem der Euro mit einer höheren oder niedrigeren Gewichtung enthalten ist, in einigen Fällen über Sonderziehungsrechte (SZR) (Lettland, Malta, Israel (gleitende Wechselkursanpassung mit einem sich automatisch verbreiternden Band)), Seychellen, Kuwait, Marokko, Jordanien, Libyen, Katar, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate usw.); kontrolliertes Floating, wobei der Euro als Referenzwährung dient (Rumänien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien, Jugoslawien, Tunesien) und nicht zuletzt der Wechselkursmechanismus (WKM II), entweder offiziell (Dänemark) oder über eine einseitige Bindung an den WKM II (Zypern, Ungarn).

Ende 2001 wurden 13 % der nachgewiesenen offiziellen Bestände an Fremdwährungsreserven weltweit in Euro vorgehalten, im Vergleich zu 68,3 % in US-Dollar, 4,9 % in Japanischen Yen, 4 % in Pfund Sterling und 0,7 % in Schweizer Franken. Aus aktuellen offiziellen Verlautbarungen aus verschiedenen Ländern (China, Korea, Russland, Pakistan, Rumänien usw.) geht hervor, dass diese Länder den Anteil der auf Euro lautenden Fremdwährungsreserven erhöht haben oder beabsichtigen, dies zu tun. Die Verwendung des Euro als Reservewährung steht natürlich im Zusammenhang mit seiner Verwendung als Anker- und Interventionswährung: Man kann davon ausgehen, dass in Ländern, in deren Wechselkurssysteme der Euro einbezogen ist, der Euroanteil an den Fremdwährungsreserven relativ gesehen höher bleiben wird. Dies ist in Kroatien, Lettland und in der Slowakei mit Sicherheit der Fall; diese Länder veröffentlichen die Zusammensetzung ihrer internationalen Reserven auf ihren Websites. Es ist ebenfalls bekannt, dass im Juni 2002 das Vereinigte Königreich 53 % des Auslandskapitals in Euro vorhielt, die USA 51 %, Kanada 39 % und Australien 37 %.

Die Verwendung des Euro im Privatsektor außerhalb des Eurogebiets

Ein wichtiger Aspekt der internationalen Rolle des Euro ist seine Verwendung als Parallelwährung im Privatsektor außerhalb des Eurogebiets. Wie bereits erwähnt, stellt die Akzeptanz der Euro-Banknoten und -Münzen den deutlichsten Beweis für den Erfolg des Eurosystems dar. Dem kann ich nun hinzufügen, dass die erfolgreiche Umstellung auf das Euro-Bargeld außerhalb des Eurogebiets sowie die Verwendung von Euro-Banknoten in Drittländern die besten Beweise für die internationale Bedeutung unserer Währung sind.

Der Erfolg der Umstellung auf das Euro-Bargeld außerhalb des Eurogebiets beruht auf der Entscheidung des EZB-Rats, unter bestimmten Bedingungen eine Versorgung privater Kreditinstitute und Zentralbanken außerhalb des Eurosystems mit Euro-Banknoten lange vor der Umstellung (genauer gesagt zum 1. Dezember 2001) zu erlauben. Etwa 26 Zentralbanken, vor allem in Mittel- und Osteuropa, im Mittelmeerraum und in Afrika, wurden mit Euro-Bargeld versorgt.

Die Erstausstattung mit Euro-Banknoten außerhalb des Eurogebiets zuzüglich der kumulierten Nettoversandmenge, d. h. Euro-Banknoten, die ins Ausland verschickt wurden abzüglich der eingegangenen Euro-Banknoten, belief sich bis Ende Juni 2002 auf etwa 23 Mrd EUR, was etwa 7,5 % der gesamten im Umlauf befindlichen Euro-Bargeldmenge entspricht. Es wäre außerordentlich schwierig herauszufinden, wohin genau die versandten Banknoten letztendlich gingen, da große Mengen an internationale Banken in Industrieländern wie der Schweiz und dem Vereinigten Königreich versandt wurden, die diese dann in aller Welt weiter verteilten.

Vergleichen wir die derzeit im Umlauf befindliche Menge von Euro-Banknoten außerhalb des Eurogebiets mit Schätzungen zur Menge der im Umlauf befindlichen zuvor benutzten nationalen Banknoten, vor allem der Deutschen Mark, aber auch des Französischen Franc und des Österreichischen Schilling, ergibt sich ein Unterschied von mindestens 10 Mrd EUR. Diese Differenz lässt sich durch drei Faktoren erklären: 1) der noch nicht erfolgte Umtausch von Euro-Vorgängerwährungen; 2) der Wechsel von den Euro-Vorgängerwährungen zu Banknoten anderer Währungen, vor allem im Vorfeld der Bargeldumstellung; und 3) die Substitution von auf Euro lautenden Anlageformen durch die Umwandlung von Banknoten der bisherigen Währungen in auf Euro lautende Einlagen.

In Zusammenarbeit mit den Zentralbanken von Nachbarländern hat die EZB Informationen zum Gewicht des letztgenannten Faktors, der Substitution von auf Euro lautenden Anlageformen, gesammelt. Diesen Informationen kann hauptsächlich entnommen werden, dass die auf Euro lautenden Einlagen in den Monaten vor der Bargeldumstellung erheblich zugenommen haben, und zwar insgesamt um über 13,5 Mrd EUR. Die nahe liegende Schlussfolgerung ist, dass die Substitution von auf Euro lautenden Anlageformen der Hauptfaktor ist, der den Unterschied zwischen den im Umlauf befindlichen Euro-Banknoten und den Banknoten der Vorgängerwährungen außerhalb des Eurogebiets erklärt. Dies ist eine ausgesprochen positive Schlussfolgerung, bedeutet sie doch, dass alle an der Umstellung Beteiligten dabei gewonnen haben: Den Behörden kam die Stärkung des Bankensektors gelegen, die Banken profitierten vom Anstieg ihres Bodensatzes, und die Haushalte konnten die Umstellung mit geringem Risiko und geringen Kosten vornehmen.

Diese Entwicklungen lassen den Rückschluss zu, dass der Euro immer häufiger als Buchgeld und nicht als Papiergeld verwendet wird, obwohl einige Volkswirtschaften immer noch in hohem Maße bargeldbasiert sind. Aber gleichgültig, ob der Euro in Form von Banknoten oder Bankeinlagen verwendet wird, wichtig ist, dass die Analyse der Rolle des Euro als treibender Kraft in einem globalisierten Finanzsystem in jedem Falle ergibt, dass unserer Währung außerhalb des Eurogebiets eine wichtige Rolle als Parallelwährung zukommt.

Abschließende Bemerkungen

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich abschließend Folgendes bemerken: In all seinen verschiedenen Formen – als Schuldtitel, Bankeinlagen, Banknoten – bei verschiedenen Geschäften – Devisenhandel, internationaler Handel – und für verschiedene Zwecke – Wechselkurspolitik, Bestände an offiziellen Reserven, private Wertanlage – nimmt die Rolle des Euro international an Bedeutung immer mehr zu, und der Euro ist nach dem US-Dollar und vor dem Japanischen Yen die am weitesten verbreitete internationale Währung. Dies bedeutet, dass Sparer und Investoren, Banken und Unternehmen des realwirtschaftlichen Sektors, Behörden und Bürger in aller Welt mehr und mehr bereit sind, den Euro für die drei Grundfunktionen des Geldes einzusetzen: nämlich als Mittel zur Wertaufbewahrung, als Tauschmittel und als Recheneinheit. Sie tun dies, weil sie Vertrauen in die Qualität des Euro, d. h. in seine interne und externe Stabilität, setzen. Das Eurosystem wird diesem Vertrauen natürlich gerecht werden.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

ECB (2002) "Review of the international role of the euro"

PADOA-SCHIOPPA, Tommaso (2002) "The Euro Goes East", 8th Dubrovnik Economic Conference, 29 June.

KONTAKT

Europäische Zentralbank

Generaldirektion Kommunikation

Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.

Ansprechpartner für Medienvertreter